WZ-Kolumne

Hybridunterricht: Mehr als Videokonferenzen

„Habt ihr zuhause genug Computer für eure Jungs? Hybrid-Unterricht soll kommen!“ SMS von Maren. Fürsorglich wie immer.

Sie sieht unsere Jungs schon tagelang vor Bildschirmen sitzen. Aber Schülerinnen und Schüler von Zuhause per Videokonferenz zuzuschalten ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Das neue Konzept ist keine Notlösung wie im März, es geht um Verknüpfung von schulischem und heimischem Lernen: eine neue Balance zwischen eigenständiger Arbeit (wie Hausaufgaben) und Anleitung durch mich als Lehrer. Keine leichte Aufgabe. Aber lohnenswert, weil Eigenverantwortung wichtiger ist als viele Lerninhalte. Wer eigenverantwortlich lernt, kann sich heute vieles leicht aneignen, durch Bücher oder Erklärvideos.

Maren lehnt das ab. Sie schwärmt von früher: „Herr Meier konnte Mathe erklären!“ Dass meine Klasse gerne „Lehrer Schmidt“ auf Youtube schaut, die einen das Video nochmal schauen, während andere losrechnen, ist ihr suspekt: „Eigene Lernwege in eigenem Tempo gab es früher nicht!“ Aber sie werden jetzt genutzt. Und sie stellen uns vor neue Herausforderungen: Ich muss anders und individueller für Lernende da sein, Anfragen zu verschiedenen Aufgaben und Problemen beantworten, neue Wege für Kommunikation und Hilfestellung finden – in der Schule und online. Und ich muss bei der Selbstorganisation helfen: Wann und wie lernt man am besten?

Da bin ich mit Maren einer Meinung. Sie hat früh die Schule verlassen, sich selbstständig gemacht, die eigene Firma aufgebaut. Bis heute liest sie wenig, lernt durch ihre Arbeit, durch neue Herausforderungen. Bei Azubis fehlen ihr Selbstständigkeit und Teamfähigkeit. Das soll ich unterrichten, nicht „den ollen Konjunktiv“. Der Konjunktiv ist mir wichtig, Selbstständigkeit und Teamfähigkeit auch. Und das lässt sich verbinden. Auch hybrid kann über Telefon oder per Videokonferenz gemeinsam gearbeitet werden. Das ist neu, das muss organisiert werden, aber es ist der richtige Weg. Und manches Mal besser als die Einzelaufgabe in der Schule, wenn Gruppenarbeit nicht geht mit Abstand und Maske.

Doch wie schreibe ich Maren das per SMS? In WhatsApp würde ich vielleicht eine Sprachnachricht schicken. Oder ich rufe einfach an, im Zweifel reden wir direkt miteinander. Wie im Unterricht. Auch hybrid.

Mehr zum Konzept des Hybridunterrichtes finden Sie bei Schultech oder auf dem Youtube-Kanal von Philippe Wampfler „DigitFernunterricht“. Verschiedene Variante zur Kombination von Präsenz- und Fernunterricht finden Sie im Blog von Philippe Wampfler.

Ein Kommentar zu „Hybridunterricht: Mehr als Videokonferenzen

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