In Zusammenarbeit mit der Universität Bremen erstelle ich derzeit einen Selbstlernkurs zu Future Skills. Das Thema hat mich schon lange interessiert, insofern war es eine willkommene Gelegenheit, mich ins Thema zu vertiefen.
ich gebe hier einen Einblick in die (aus meiner Sicht spannende) Phasierung und die Inhalte. Vorab starte ich mit der Relevanz und ein paar Hintergrundüberlegungen:
Aktiv werden angesichts unklarer Evidenz: Warum es losgehen muss
„Es muss darum gehen, die Studierenden auf Berufe vorzubereiten, die es noch nicht gibt, Ideen und Lösungen für Produkte und Probleme zu entwickeln, die noch nicht identifiziert wurden, und Technologien einzusetzen, die noch nicht erfunden wurden.“
Stanford-Professorin Linda Darling-Hammond, 2015 in der Huffington Post
Darling-Hammond benennt ein klares Ziel für die Bildung, vor allem in den (Hoch)Schulen sowie der beruflichen Bildung: Wir müssen junge Menschen auf die „Zukunftserfordernisse der Gesellschaft“ vorbereiten.
Ähnlich sehen das auch etliche Hochschulprofessoren:
Auch wenn die „bisherige Forschung keine Synthetisierung des Konzepts der Zukunftskompetenzen erreichen konnte“, wie Marco Kalz 2023 zu Recht angemerkt hat, ist besonders der Umgang mit KI mit Blick auf ethische Dimensionen und die Auswirkungen auf unser Miteinander ein Feld, was Bildung aufgreifen muss. Aus meiner Sicht ist und bleibt unser Vorgehen, mit dem Kurs das Thema zu adressieren, „Work in Progress“. Darum ist es für mich sehr spannend, mitgestalten zu können.
Phasierung des Kurses
Inhaltlich haben wir uns an den klassischen digitalen Kompetenzen des DigComp der EU und den „Future Skills für eine durch KI geprägte Lebenswelt“ des AI COMP der Uni Karlsruhe orientiert.


Diese haben wir als Phasierung für einen Moodle-Kurs gegliedert:

Exkurs: 4K-Skills in der Diskussion
Spannend für mich war dabei, dass sich die 4K-Skills – trotz der Diskussion über sie, wie sie auch Kalz anführt – sehr homogen im Arbeitsprozess herauskristallisiert haben. Das liegt natürlich daran, dass sie Eingang in den DigComp gefunden haben, aber auch daran, dass sich diese inhaltlich nicht nur bei den Professoren in der Umfrage umgesetzt haben. Auch meine eigene Erfahrung im Studium und in den 20 Jahren in der Schule zeigt: Wer gut kommunizieren und kollaborieren kann, kreativ ist und kritisch denken kann, ist gut für die Schule und das Studium aufgestellt. Daher wollen wir den Studierenden diese Kompetenzen nahebringen in der Annahme, dass das Wissen darüber helfen wird.
Nun zu den vier Phasen unseres Kurses:
I. Mediennutzung im Studium
- Ko-aktive KI: Textproduktion im Studium
- KI-gestützte Informations- und Datenkompetenz
- Digitale Inhalte (agil als eigenständiges Lernen) erstellen
- Kritische digitale Kompetenz: Grenzen und Chancen digitaler Werkzeuge im Rahmen digitaler Kompetenzen
Wir haben uns für einen unmittelbaren Einstieg entschieden und wollen die Studierenden direkt mit in die Medienpraxis hineinnehmen: In den ersten beiden Schritten geht es darum, mit KI zu schreiben und zu recherchieren. So sollen die Studierenden einen unmittelbaren praktischen Nutzen haben und im wissenschaftlichen Arbeiten gestärkt werden.
Im dritten Schritt wird die Medienproduktion ausgeweitet, da sowohl die Erstellung von Grafiken als auch die Erstellung von Audio und Video als Teil eines (aktiven) Lern-Prozesses sehr hilfreich ist. Im vierten Schritt werden schließlich die Chancen und Grenzen digitaler Werkzeuge in den Blick genommen. Die Inhalte des ersten und letzten Moduls entstammen dem AI COMP. Die Module 2 und 3 hingegen greifen weitgehend Kompetenzen des DigComp auf, vor allem die Teilbereiche Data Literacy (Modul 2) und Content Creation (Modul 3), aber hier schwingen natürlich auch KI-gestützte Vorgehensweisen mit.
II. 4K-Kompetenzen
4. Kritische digitale Kompetenz: Grenzen und Chancen digitaler Werkzeuge im Rahmen digitaler Kompetenzen
5. Kommunikation mit, durch und über digitale Technologien
6. Kollaboration durch digitale Medien
7. Probleme im digitalen Raum (kreativ) lösen
Das vierte Modul ist gleichzeitig der Übergang in die 4K-Kompetenzen. Es hat somit eine doppelte Funktion: Inhaltlich werden die Chancen und Grenzen digitaler Werkzeuge beleuchtet, methodisch geht es zugleich um das kritische Denken.
Die beiden nächsten Module Kommunikation und Kollaboration orientieren sich stark am DigComp in seinem Teilbereich „communication and collaboration“, erweitern aber die Kommunikation zwischen Menschen um die Mensch-Maschine-Kommunikation. Nach den ersten Modulen, die stärker das individuelle Lernen und Arbeiten im Fokus haben, steht damit nun stärker das Miteinander im Fokus.
Das siebte Modul wiederum kombiniert den Teilbereich „problem solving“ des DigComp mit „kreativ Probleme mit KI lösen“ aus dem AI Comp.
III. Ich, wir und die Technologien
8. Sicherheit und Schutz im digitalen Raum
9. Verhalten und Identität im digitalen Raum
10. Partizipative Teilhabe durch digitale Technologie
11. Ethische Kompetenz für den digitalen Raum
Der dritte Abschnitt des Moodle-Kurses choreografiert verschiedene weitere Themenfelder und greift erneut die Bewegung der ersten beiden Abschnitte auf, indem die Entwicklung vom Individuum zum Miteinander und seinen Implikationen aufgegriffen wird: Im 8. Modul ist das Thema „safety“ des DigComp untergebracht, was neben klassischen Sicherheitsaspekten auch das Wohlergehen der Nutzenden und den Schutz der Umwelt einschließt, daher den Aspekt des Individuums als verbindendes Element betont.
Im 9. Modul stehen angemessenes Verhalten und Identität im Fokus, die ebenfalls dem DigComp entstammen, dort jedoch „communication und collaboration“ zugeordnet sind. Hier bilden sie jedoch den Übergang und die Voraussetzung zur partizipativen Teilhabe in Modul 10, womit der Schritt zum Wir gegangen wird. Auch diese Kompetenz stammt aus „communication und collaboration“. Damit legen wir einen klaren Schwerpunkt darauf, wie sich digitale Werkzeuge auf unser Miteinander auswirken. Dieses Miteinander ist dann Teil der ersten Reflexion, wenn es um ethische Kompetenz in Modul 11 geht – was inhaltlich dem AI Comp entspringt und meines Erachtens im Dig Comp noch fehlt.
IV. Reflexion
12. Persönliche Fähigkeiten für digitale und KI-bezogene Handlungsräume
Der letzte Schritt im Abschlussmodul bündelt einerseits persönliche Kompetenzen aus dem AI Comp wie Entscheidungskompetenz, Selbstwirksamkeitsüberzeugung, kritisches Denken, aktive Steuerungsfähigkeit (Selbststeuerung und Selbstmanagement) und Selbstbestimmtheit (Autonomie). Zugleich sollen in diesem Kontext die Lernenden eine (Selbst)Reflexion zum Abschluss vornehmen, um auch diese Kompetenz in den Blick zu nehmen.
